Imam Mahdi, Hadhrat Mirza Ghulam Ahmad
Qadiani (as), glauben.
Kontakt:
Bei Fragen und Informationen rund um den Islam und der Ahmadiyya stehen wir Ihnen jederzeit über unser Kontaktformular, via E-Mail oder auch telefonisch unter der kostenlosen Hotline (Festnetz & Mobilfunk in Deutschland) 0800 210 77 58 (deutsch), 0800 000 13 25 (türkisch) und 0800 589 33 82 (arabisch) zur Verfügung.
Hadhrat Mirza Ghulam Ahmad Qadiani (as), glauben.
Das Übel des Zinssystems
Vielleicht ist es hier nicht fehl am Platze, einige andere Seiten des Zinsnehmens zu erwähnen. Die Interbankzins rate wird ausschließlich auf Großeinlagen gezahlt und nicht auf Sparkonten des durchschnittlichen Anlegers. Trotz Zinseszins liegt der auf eine kleine Einlage erworbene Gewinn weit unter der wirklichen Kaufkraft des Geldes. Obwohl die Kurzzeitraten schwanken, liegen die auf Einlagen verdienten Zinsen auf lange Sicht unterhalb der Inflationsrate. Andererseits besitzt eine ähnliche Ausgangssumme, in ein Geschäftsunternehmen gesteckt, das Potential tatsächlichen Wachstums.
In einer zinsmotivierten Gesellschaft sind die Vermögensbesitzer immer dazu bereit, Geld zu verleihen, ohne zu untersuchen, ob der Kreditnehmer auch die Fähigkeiten zur Rückzahlung besitzt. Auf der Schuldnerseite gibt es wenige, die ihre Rückzahlungsmöglichkeiten ernsthaft untersuchen. Wenig wissen sie darüber, daß das Geldleihen von den Kredithaien, solchen wie Scheilock oder prestigeträchtigen Geldhäusern und Banken, gleichbedeutend ist mit dem Beleihen ihrer eigenen zukünftigen Verdienste. Es fördert die Gewohnheit, über seine Bedürfnisse zu leben. Es endet in Mehrausgaben und zunehmender Unfähigkeit, zurückzuzahlen und seinen Versprechungen nachzukommen.
Solche Gesellschaften geben der Produktion um der Konsumentenbefriedigung willen einen wirklichkeitsfremden Auftrieb. Dieser üble Aspekt einer auf Zinsen beruhenden Wirtschaft bedarf weiterer Ausführungen und Erläuterung. In einer Gesellschaft, in der das „sich von Schmidts nicht ausstechen lassen“ zu einer Besessenheit geworden ist, wird dieser Besessenheit durch die Werbung für die neuesten Modelle von diesem oder jenem Vorschub geleistet. Der allgemeinen Öffentlichkeit wird der verschwenderische Lebensstil der Reichen durch das Zurschaustellen der neuesten Designs an Sofas, luxuriösen Landhäusern, die mit den modernsten Küchen und Badezimmeraustattungen und Zubehör versehen sind, vorgestellt. Menschen mit geringerem Einkommen, die nicht in der Lage sind, sich alles kaufen zu können, was sie möchten, werden, wohl oder übel, zu trügerischem Plastikgeld gedrängt, um ihrem Verlangen nachzukommen. Augenscheinlich bedeutet dies, dass sie viel mehr kaufen, als sie verdienen.
Müsste dieses Geld zurückbezahlt werden – selbst ohne Zinsen, wäre das doch gleichbedeutend damit, seine Kaufkraft zum jetzigen Zeitpunkt zu erhöhen – indes auf Kosten einer zukünftigen Verminderung derselben. Wenn jemand $1.000 im Monat verdient und mit Hilfe geliehenen Geldes teure Artikel einkaufen geht, sagen wir für $40.000, wird seine Fähigkeit zurückzuzahlen von seinen Nettoersparnissen pro Monat bestimmt. Nehmen wir an, daß er es gerade so schafft, mit $600 auszukommen. Damit verbleiben ihm Nettoersparnisse von $400 im Monat. Er wird die nächsten 100 Monate mit diesem engen Etat zurechtkommen müssen, um jenes Darlehen zurück zuzahlen, welches sich aus seinem freigiebigen Ausgeben von $40.000 ergeben hat – ohne Zinsen. Was er also getan hat ist, sich von seinen zukünftigen 100 Monaten (also 8 Jahre und 4 Monate) Geld geliehen zu haben, um es am Anfang dieses Zeitraums auszugeben. Der einzige Vorteil, den er erworben hat, ist der, seine Ungeduld befriedigt und sein Verlangen gestillt zu haben, anstatt für die nächsten acht Jahre oder so zu warten.
Muss er auf seine geliehenen $40.000 aber auch noch Zinsen bezahlen, wird seine finanzielle Position ungleich schlechter sein, als die in dem vorherigen Beispiel angesprochene. Bei einer durchschnittlichen Rate von sagen wir 14 Prozent, betrüge sein Gesamtdarlehen auf seine zukünftigen Einkünfte weit mehr als der eigentliche Betrag, den er sich leiht. Dies wird seine Rückzahlungsmöglichkeiten einschränken und den Zeitraum der Rückzahlung um eine beträchtliche Zeitspanne verlängern. Solch ein Mensch wird als Bestrafung für seine Ungeduld für etwa 20 Jahre oder so geduldig zu leiden haben, mit monatlichen Rückzahlungen von etwa $500, was einen Gesamtbetrag von $120.000 bedeutet, um das Darlehen inklusive Zinseszins zurückzuzahlen.
Der Verlust liegt mit Sicherheit auf Seiten des Kreditnehmers und nicht auf Seiten des Kreditgebers. Der Kreditgeber ist Teil eines sehr mächtigen Systems der Ausbeutung, welches garantiert, daß der Kreditgeber nach Abzug der Inflations- und Darlehenskosten mit mehr Geld in seinen Taschen dasteht. Unter Einbeziehung der Inflation wird sich die Situation des betroffenen Kreditnehmers noch einmal verschlechtern. Seine Kaufkraft verringert sich weiter, so daß es, als es bereits schwierig war, mit $ 600 auszukommen, es nun unmöglich wird, im Laufe der Zeit mit demselben Betrag zurechtzukommen.
Es gibt nur einige wenige, die in der glücklichen Lage sind, einen jährlichen Lohnzuwachs in Höhe der Inflationsrate zu erhalten. Um die Situation noch mehr zu verschlimmern, ist es in einer Gesellschaft, in der die Menschen immer vergnügungssüchtiger werden, unmöglich für sie, einen langen Zeitraum in äußerster Sparsamkeit zu warten, den sie sich selbst nach einigen Momenten unbesonnener Verschwendung auferlegt haben. Es wird mehr Geld geborgt, mit noch größerer Unbesonnenheit, und die Ausgaben werden weit über die Einnahmen hinaus erhöht. Tatsächlich werden Jahrzehnte der eigenen zukünftigen Einkommen mit immer steigendem Schuldendienst und
Begleitproblemen an die kreditgebenden Banken und Geldinstitute verpfändet. Als Ganzes bewegen sich solche Wirtschaften unvermeidlich auf eine große Krise zu.
Sie können ihre Zukunft nicht unendlich an die Gegenwart verpfänden, ohne an den Abgrund einer finanziellen Notlage zu geraten, die sich aus den unverantwortlichen Ausgaben ergibt – was dann wiederum die Inflationsrate erhöht. Inflation dadurch zu bekämpfen, daß die Zinsrate angehoben wird, in der Hoffnung, so weniger Geld für Ausgaben zur Verfügung zu haben, führt zu nichts anderem, als eine Kette von Ereignissen in Gang zu setzen, die in einem wirtschaftlichen Konjunkturrückgang gipfelt.
Dies ist schlimm genug auf staatlicher Ebene, doch wenn die gleichen Umstände zu einem Konjunkturrückgang in den meisten Ländern der Welt führen, türmt sich vor der Menschheit ein weltweiter Konjunkturrückgang auf. Solche weltweiten Konjunkturrückgänge bereiten den Weg für globale Kriege und gigantische Katastrophen. Bankrotterklärungen und Konkurse werden zunehmen. Handwerk und Handel beteiligen sich an der Wirtschaftsflaute. Die zugrunde liegende Arbeitslosigkeit beginnt zu steigen. Die Immobilienunternehmen beginnen zusammenzubrechen.
Die sich daraus ergebende, umfassende Enttäuschung auf allen Gebieten leistet Heimatlosigkeit, Entbehrung, Betrug und Verbrechen Vorschub. Wenn das geschieht, sollte dies niemanden überraschen, ganz besonders nicht all die stolzen Verfechter des Kapitalismus. In der kapitalistischen Volkswirtschaft bleiben die Umstände nicht auf private Einzelpersonen begrenzt, über ihre Rückzahlungsmöglichkeiten hinaus finanziert worden zu sein. Tatsächlich wird die Zukunft der gesamten Industrie auf Kosten vorübergehender Vorteile gefährdet.
Anfangs wird die Industrie des Landes sicherlich zu einem großen Teil Nutzen daraus ziehen. Das hilft dabei, die Preise inländisch hergestellter Waren zu senken. Das Weiterreichen von Geld an eine Einzelperson stärkt nicht nur dessen Kaufkraft, sondern hat gleichfalls Einfluß auf die Produktivität der inländischen Industrie. Einem Zuwachs an Nachfrage folgt eine höhere Produktion, und mit steigender Produktion werden geringere Kosten erreicht. Es gewährt der inländischen Industrie einen Wettbewerbsvorteil auf internationalen Märkten. Alles erscheint silber und rosig.
Dann beginnt der Katzenjammer. Wenn sich die Gesellschaft als Ganzes, aus Ungeduld und durch übermäßige Ausgaben über ihre Möglichkeiten hinaus, zutiefst bei den Banken verschuldet hat, erreicht die Kaufkraft der gesamten Gesellschaft langsam aber sicher das Ende der Fahnenstange. Angesichts dessen, und um sich über Wasser zu halten und wettbewerbsfähig zu bleiben, verbleibt der Industrie keine andere Möglichkeit mehr, als sich größere ausländische Märkte zu suchen. Je schmäler die wirtschaftliche Grundlage dieses Landes ist, desto eher wird es das Ende der Sackgasse erreichen. Je größer die wirtschaftliche Grundlage, desto länger wird der Zeitraum des letztendlichen Verstehens um die drohende Krise andauern.
Wenden wir uns den Vereinigten Staaten von Amerika zu, um zu sehen, wie sich die Dinge dort entwickeln mögen. Ohne Zweifel ist es ein Land mit dem größten Inlandmarkt zur Stützung seiner Industrie, so groß, daß einige Wirtschaftswissenschaftler sogar glauben, daß selbst, wenn Amerika von der internationalen Gemeinschaft getrennt würde, die breite Grundlage des Inlandmarktes das Überleben ihrer Industrie garantierte. Gleichwohl ziehen solche Wirtschaftswissenschaftler andere, dazu in Beziehung stehende, Umstände nicht in Betracht. Wenn man beispielsweise den zuvor diskutierten Fall auf das amerikanische Modell anwendet, werden Sie sicherlich zu erkennen beginnen, daß es keine andere folgerichtige Schlußfolgerung geben kann als die zuvor gezogene. Es ist nur eine Frage der Zeit. Mit einem riesigen Haushaltsfehlbetrag und Trilliarden von Dollars an ausstehenden Schulden, haben sich die Vereinigten Staaten als Ganzes bereits übernommen, und das amerikanische Volk unterliegt seiner Zukunft gegenüber einer äußerst schweren Schuldenlast. Der Kaufkraft der Nation als Ganzes ist es bestimmt, nachzulassen, oder ganze Kreditinstitute werden in Konkurs gehen müssen.
Es ist nur eine Frage der Größe. Die unausweichlichen Gesetze der Natur müssen bei gleichartigen Umständen auf
die gleiche Weise wirken und gelten. Während eines heißen Sommers erwärmen sich Schwimmbecken und Teiche schnell auf die Umgebungstemperatur, was indes bei Seen ein wenig länger dauert. Gleichermaßen erwärmen sich kleinere Seen schneller als die größeren. Und doch folgen alle demselben unausweichlichen Schicksal. Der Pazifische Ozean braucht dermaßen lange, diesen Zustand zu erreichen, daß zu der Zeit, wenn er diesen Zustand erreicht, in fast allen an seine gigantischen Wassermassen anstoßenden Ländern bereits der Winter begonnen hat.
Das ist der Grund, warum das Klima gemäßigter ist im Vergleich zu Ländern, die an kleineren Ozeanen liegen.
Gleiches gilt für die Ozeane der Wirtschaft. Die ganze Philosophie, Ausgaben von geborgtem Geld zu bestreiten, ist grundsätzlich so verdorben, daß die Erwartung eindeutiger, ehrlicher Ergebnisse schierem Wahnsinn gleichkäme. Einem anderen wichtigen Umstand sollte man ebenfalls Aufmerksamkeit schenken. Wenn Industrie und inländische Wirtschaft kurz vor der Strangulierung stehen, sehen sich die ärmeren und weniger entwickelten Länder der immer zunehmenderen Gefahr gegenüber, unter den Auswirkungen der spannungsgeladenen Situation in den entwickelten und fortgeschrittenen Ländern zu leiden. Es beginnt mit der an den Tag gelegten größeren Dringlichkeit seitens der politischen Führer der industrialisierten Länder, auf den Märkten mehr Waren zu verkaufen, um die Industrie vor Verlangsamung zu schützen und um den Lebensstandard ihrer Bürger aufrechtzuerhalten. Die Schwierigkeit, der sie sich gegenübersehen, ist zweigeteilt:
- die Menschen sind an den modernen Komfort gewöhnt;
- um des eigenen Überlebens willen hört die Industrie nicht damit auf, diese mit neuen Erfindungen und Vorrichtungen zu reizen, die Komfort und Genuß in ihre Häuser bringen.
Keine politische Regierung kann den Druck einer Öffentlichkeit überleben, die beharrlich einen höheren Lebensstandard verlangt. Die Wirtschaft muß über Wasser gehalten werden, koste es was es wolle.
Quelle: Der 4. Khalifa der Ahmadiyya Muslim Jamaat: Mirza Tahir Ahmad, Islam – Antworten auf die Fragen unserer Zeit, Verlag Der Islam, 2008, S. 215-221