Imam Mahdi, Hadhrat Mirza Ghulam Ahmad
Qadiani (as), glauben.
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Hadhrat Mirza Ghulam Ahmad Qadiani (as), glauben.
Wirkung des Göttlichen Gesetzes auf den Menschen
Diese Frage ist zum Teil bereits bei der Abhandlung der ersten Frage beantwortet worden. Ein vollkommenes, göttliches Gesetz wirkt auf den Menschen folgendermaßen: Es befreit den Menschen zunächst von seinem primitiven Zustand und führt ihn dann zur Menschlichkeit weiter. Dann wird er in die Region der hohen Moral versetzt und geht zuletzt von der Moral zur Vergeistigung und Gottesnähe über.
Die Forderungen des vollkommenen, göttlichen Gesetzes wirken auf das praktische Leben des Menschen solchermaßen, dass er durch die Befolgung des Gesetzes allmählich die Rechte der Mitmenschen erkennt und an ihnen mit Gerechtigkeit, Güte und Erbarmen handelt, wann und wo dies angebracht ist. Er gibt jedem freigiebig von seinem Wissen, seinem Verstand, seinem Eigentum und den übrigen Gaben, die Gott ihm beschieden hat.
Wie die Sonne wirft er seine Strahlen auf alle, und wie der Mond spiegelt er das Licht weiter, das er von der großen und ursprünglichen Quelle empfängt. Hell wie der Tag weist er den anderen die Wege der Tugend und Rechtschaffenheit. Wie die Nacht zieht er einen Schleier über die Schwächen und Fehler der anderen, und den Ermüdeten und Erschöpften bereitet er Ruhe. Wie der Himmel nimmt er jeden Bedrängten in seine Obhut und verschenkt den Schauer seiner Wohltaten zur rechten Zeit. Wie die Erde macht er sich in aller Demut zu einem Ruhepol für alle und nimmt sie unter seine Fittiche. Jedem bietet er verschiedenerlei geistige Früchte seiner Wohltaten. Die Befolgung eines vollkommenen, göttlichen Gesetzes bewirkt mithin, dass der Mensch seine Pflichten sowohl Gott wie auch der Schöpfung gegenüber aufs beste erfüllt. Er vergißt sich selbst in seiner Ergebenheit vor Gott und widmet sich voll und ganz dem Dienst an der Schöpfung.
Dies ist die Wandlung, die die Befolgung des göttlichen Gesetzes im Menschen schon hienieden herbeiführt. Im Jenseits aber wird der verwandelte Mensch die Begegnung mit Gott offensichtlich wahrnehmen, und der an der Schöpfung nur aus Liebe zu Gott geleistete Dienst - wozu sein Glaube und der Wunsch, das Gute zu tun, den einzigen Ansporn bildeten - wird sich für ihn in die Form der Bäume und der Ströme des Paradieses verwandeln. Vom solchermaßen vervollkommneten Menschen sagt der Allmächtige Gott:
"Bei der Sonne und ihrem Glanz, und bei dem Mond, wenn er ihr folgt, [d. h. wenn er das Licht der Sonne borgt und es wie die Sonne ausstrahlt], und bei dem Tage, wenn er den Glanz der Sonne enthüllt und so die Wege erhellt; und bei der Nacht, wenn sie verdunkelt und alles in ihren Schleier hüllt; und bei dem Himmel und bei dem Zweck seiner Erschaffung; und bei der Erde und bei dem Zweck, zu dem sie wie ein Boden ausgebreitet wurde; und bei der Seele und bei ihrer Eigenschaft, die sie ebenbürtig mit der übrigen Schöpfung macht [d. h. die Seele eines vollkommenen Menschen vereinigt in sich all die Vorzüglichkeiten, die in der übrigen Schöpfung nur vereinzelt anzutreffen sind, und während die verschiedenen Dinge der Schöpfung einzeln dienen, dient ihr der vollkommene Mensch als Ganzes, wie soeben ausgeführt]. Wahrlich, wer die Seele auf diese Weise lauter werden läßt, der ist erlöst und errettet vom Tode [d. h. wer in vollkommener Hingabe zu Gott sich in den Dienst der Menschheit stellt, wie Sonne, Mond, Erde usw…].“
Vom Tode erlöst zu werden bedeutet das ewige Leben, das dem Vollkommenen im Jenseits gewährt werden wird. Dies zeigt, dass eine tugendhafte Lebensbahn in Befolgung des göttlichen Gesetzes den Menschen zu dem ewigen Leben im Jenseits führt, und der Anblick Gottes wird seine Nahrung sein, die es (das Leben) immerwährend erhalten wird.
Im Heiligen Koran kommen solche Eide vor, wo Gott im Namen der Schöpfung, wie zum Beispiel bei Sonne und Mond geschworen hat. Diese Schwüre bergen eine tiefe Weisheit, die manchen unserer Widersacher aus Unwissenheit Anlaß zur Kritik geben, und sie können nicht begreifen, aus welchem Grunde Gott von dieser Art Schwur Gebrauch machte, indem Er die Schöpfung zum Zeugen anrief. Da indes ihr Verstand nur irdisch ist und keinen Anteil an der himmlischen Weisheit hat, und sie außerstande sind, die tief greifenden Wahrheiten zu erfassen, müssen wir zuerst die Bedeutung und den Zweck des Schwörens überhaupt betrachten.
Der Zweck eines Eides ist, daß derjenige, der ihn leistet, dadurch nur den Mangel an genügendem Zeugnis zu decken trachtet. Der Mensch ruft Gott zum Zeugen an, wo kein anderer Zeuge über den Fall aussagen kann; denn Gott als Kenner der Geheimnisse ist der höchste Zeuge über jeden Fall. Mit seinem Schwur ersucht er Gott, Zeugnis für ihn abzulegen, auf die Weise, dass die Behauptung des Betreffenden durch göttliche Tat bestätigt werde. Wenn Gott nach dem Schwur nicht Seine Strafe auf diesen Menschen herabsteigen läßt, die als Zeichen Seines Missfallens einem Meineid folgen muss, dann soll das eine Bestätigung Gottes sein.
Aus diesem Grunde ist es dem Menschen nicht gestattet, im Namen dieses oder jenes Geschöpfes zu schwören, da die Geschöpfe weder über das Wissen des Ungesehenen noch über die Macht verfügen, denjenigen zu strafen, der einen Meineid getan hat. Die Zweckmäßigkeit und die Bedeutung des göttlichen Schwurs decken sich nicht mit dem, was die Geschöpfe Gottes durch Schwüre bezwecken. Die Manifestationen Gottes nehmen zweierlei Formen an, nämlich augenfällige und abgeleitete. Erstere sind leicht verständlich, und über sie bestehen keine Meinungsverschiedenheiten; der Begriff dieser letzteren hingegen ist nicht leicht faßbar, immer wieder ergeben sich Irrtümer und unterschiedliche Ansichten.
Durch das Schwören lenkt Gott der Allmächtige unsere Aufmerksamkeit von dem Augenfälligen auf das Abgeleitete, denn das erstere beweist das letztere. Es ist offensichtlich, dass Sonne und Mond, Tag und Nacht, Himmel und Erde die schon erwähnten Eigenschaften besitzen. Aber die gleichen Merkmale, verborgen in der Seele des Menschen, sind nicht jedem augenfällig. Um zu einer Folgerung über das Vorhandensein dieser Eigenschaften in der Natur des Menschen zu kommen, hat der Allmächtige Gott Seine klaren Werke zum Zeugnis aufgerufen. Gott verweist, wenn ihr an den in der Natur des Menschen versteckten Eigenschaften zweifelt, so betrachtet die Sonne, den Mond und andere Phänomene, die die gleichen Eigenschaften unverkennbar besitzen. Ihr wisst, dass der Mensch ein Mikrokosmos ist, und sein Wesen stellt in kleinem Maßstab all das dar, was im großen Universum vorkommt.
Nun ist es klar, dass alle großen Körper in diesem Makrokosmos gewisse Eigenschaften und Kräfte besitzen, welche sie zum Dienst an der übrigen Schöpfung anwenden. Wie kann es dann sein, dass der Mensch, der ja geistig höher steht und größer ist als die übrigen Geschöpfe, diese Fähigkeiten nicht besitzen sollte, nämlich der Schöpfung zu dienen? Nein, auch er besitzt Licht wie die Sonne - das Licht der Weisheit und des Wissens -, vermittels dessen er die ganze Welt zu erleuchten vermag. Gleich dem Monde empfängt er ein Licht von dem Höchsten, dem Ursprung allen Lichtes - das Licht der Visionen, der Göttlichen Eingebungen und Offenbarungen -, das er an diejenigen weiterleitet, die noch nicht zur Vollkommenheit der Menschlichkeit gelangt sind.
Wie könnte man dann behaupten, dass das Prophetentum eine Lüge und die himmlische Botschaft, das göttliche Gesetz und die Heiligen Schriften bloß Betrügerei seien, um der Selbstsucht zu dienen. Ihr seht ebenfalls, wie das Tageslicht jeden Weg erhellt und alle Unebenheiten klarmacht. Der vollkommene Mensch ist in gleicher Weise der Tag des geistigen Lichtes. Sein Erscheinen bringt alle Wege in Sicht, und er zeigt den rechten Weg deutlich, denn er allein ist der helle Tag der Wahrheit und der Rechtschaffenheit.
Ihr wisst ebenfalls, wie die Nacht den Ermüdeten und Erschöpften Ruhe bereitet. Die Überarbeiteten des Tages heißen die Nacht willkommen und legen sich mit Erleichterung zur nächtlichen Ruhe, befreit von den Anstrengungen des Tages. Die Nacht zieht einen Schleier über jede Schwäche und jeden Fehler. Die vollkommenen Diener Gottes kommen, um der Welt in gleicher Weise Ruhe zu bringen. Die Empfänger der Offenbarungen und Eingebungen von Gott gießen den Balsam in die Seelen aller Weisen. Durch sie werden die großen Wahrheiten leicht entschleiert und Probleme gelöst.
Göttliche Offenbarung verdeckt auch die Schwächen des menschlichen Verstandes, gleich der Nacht, indem sie ihre Fehler und Missetaten verheimlicht. Die Weisen bessern sich selbst und berichtigen ihre Irrtümer durch die Führung und das Licht der göttlichen Worte, und so schützen sie sich mit der Gnade der Heiligen Offenbarung Gottes vor der öffentlichen Bloßstellung.
Dies erklärt, warum kein muslimischer Philosoph einem Götzenbild das Opfer eines Hahns gebracht hat, wie Plato dies tat. Plato ging in die Irre, weil er das Licht der göttlichen Offenbarung nicht besaß: Obwohl er ein großer Philosoph war, beging er diese äußerst verwerfliche Tat. Die Befolgung der Lehren unseres Meisters Mohammadsaw beschirmte die muslimischen Philosophen vor solchen törichten Handlungen. Dies zeigt, wie göttliche Offenbarung, gleich der Nacht, die Unzulänglichkeiten der Weisen verschleiert.
Ihr wisst, dass die vollkommenen Diener Gottes, gleich dem Himmel, jeden Unglücklichen und Erschöpften in ihre Obhut nehmen. Die Propheten Gottes und die Empfänger Seiner Offenbarungen erlaben die Welt mit dem Regen ihrer Wohltaten und Gnaden, wie der Himmel seinen Regen nieder sendet. Sie besitzen ebenso die Eigenschaft der Erde, indem verschiedene Bäume des Wissens und der Weisheit aus ihrer geläuterten Seele emporwachsen und die Welt mit ihrem Schatten, ihren Blüten und Früchten segnen. So sind die offenen Gesetze, die wir im Buch der Natur lesen, ein Zeugnis für die verborgenen Gesetze, welche Gott in der Form der Schwüre in den erwähnten Versen beweist.
Welch eine vortreffliche Weisheit, die der Heilige Koran kundtut! Und dies ist das Wort Gottes, das auf die Lippen eines ungelehrten Wüstenbewohners gelegt wurde. Wäre es nicht das Wort Gottes gewesen, würden die Weltklugen und jene, die sich Gebildete nannten und die sich mit der tiefen Weisheit des Korans konfrontiert sahen, indem sie am Ende ihres Verstandes angelangt waren, nicht diesen polemischen Aufwand gegen ihn betrieben haben.
Es ist eine allgemeine Erfahrung, dass wer den Sinn einer Weisheit durch seinen begrenzten Verstand nicht zu erfassen vermag, sich leicht anschickt, tiefe Weisheiten zu kritisieren. Derlei Kritik beweist geradezu, dass es sich dabei um eine tiefe Weisheit handeln muss, die über den Verstand der gewöhnlichen Menschen hinaus geht, und darum weisen sie die sogenannten Weisen zurück und wenden sich dagegen. Aber jetzt, wo das Geheimnis (der Schwüre) enthüllt und die wahre Bedeutung dieses Phänomens beleuchtet worden ist, wird es kein intelligenter Mensch mehr kritisieren, sondern daran seine Freude haben.
Der Heilige Koran hat auch an einer anderen Stelle Gebrauch von einem Schwur gemacht, wo er die Notwendigkeit und die Wahrheit der göttlichen Offenbarung bezeugt, indem er sich auf die Naturgesetze bezieht. Er sagt also:
"Ich schwöre heim Himmel, der Regen um Regen sendet, und bei der Erde, die sich spaltet durch das Wachstum der Pflanzen, dass dies [der Koran] wahrlich das Wort Gottes und Seine Offenbarung ist und dass es zwischen Recht und Unrecht entscheidet und nicht eitel ist. [d. h. es ist nicht zur Unzeit gekommen, sondern wie ein Regen, der zur rechten Zeit fällt].“ (86:12-15)
Hier ruft Gott der Allmächtige - indem Er Sich der Form des Schwurs bedient - eine augenfällige Naturregel zum Zeugen an für die Wahrhaftigkeit des Heiligen Koran zum Beleg dafür, daß der Koran Sein Wort ist.
Wir erkennen deutlich durch die Naturregel, daß der Regen beim Bedürfnis immer wieder vom Himmel herabkommt. Das Grün der Erde ist gänzlich vom Regen abhängig, und falls der Himmel für eine Zeitlang keinen Regen sendet, trocknet das Wasser in den oberen Schichten der Erde allmählich aus. Dies zeigt, daß das Wasser in der Erde sein Vorhandensein eigentlich dem Wasser vom Himmel verdankt. Darum steigt auch der Wasserspiegel in den Quellen bei Regenzeiten, weil das Wasser von oben das Wasser in der Erde speist. Unser Verstand steht in der gleichen Beziehung zu der göttlichen Offenbarung. Göttliche Offenbarung ist das himmlische Wasser und der menschliche Verstand das irdische. Das himmlische Wasser klärt und nährt immer das irdische Wasser. Mit dem Aufhören des himmlischen Wassers - der Offenbarung Gottes -, trocknet auch das irdische Wasser - der menschliche Verstand - allmählich aus. Den Beweis dafür erbringt der Umstand, daß, wenn eine lange Zeit verstreicht, ohne daß jemand mit göttlicher Offenbarung auftritt, das irdische Wasser - der Verstand der irdischen Weisen - nur schal und unlauter wird.
Es ist von Nutzen, einen Blick auf die Zeiten vor dem Auftreten des Heiligen Propheten Mohammadsaw zu werfen, um dieses Phänomen klarer zu sehen. Da seit dem Auftreten Jesu Christi 600 Jahre verstrichen waren und während der langen Zeit kein Empfänger der göttlichen Offenbarung erweckt worden war, bot die ganze Welt ein Bild des Zerfalls und der Verderbnis. Die Geschichte eines jeden Landes legt ein unmissverständliches Zeugnis dafür ab, dass in der Zeit vor dem Auftreten des Heiligen Propheten Mohammadsaw sittlicher Zerfall sich in der ganzen Welt breit gemacht hatte. Warum war dem so? Was war die Ursache dafür? Nur weil die Göttliche Offenbarung für eine lange Zeit ausgeblieben war. Das himmlische Reich wurde durch den Verstand allein regiert. Jeder weiß, in welch eine Verderbnis der unvollkommene Verstand die Menschen stürzt. Also trocknete das irdische Wasser des menschlichen Verstandes aus, da das himmlische Wasser der göttlichen Offenbarung für lange Zeit nicht herabgesandt worden war.
Der Allmächtige Gott lenkt durch diese Eide unsere Aufmerksamkeit auf Sein unabänderliches und ewiges Gesetz, daß das Grünen und Blühen der Erde vom himmlischen Regen abhängig ist. Dieses offenbare Gesetz rollt das geheime Gesetz der Offenbarung auf und legt ein Zeugnis dafür ab. Zieht also Nutzen aus dem Zeugnis dieses Zeugen, und lasst euch nicht allein durch den Verstand leiten, denn er ist nicht das Wasser, das sich ohne das himmlische Wasser erhalten kann. Wie der Regen seiner Natur gemäß das Grundwasser in allen Quellen zum Aufsteigen bringt, selbst wenn er nicht auf jede einzelne Quelle fällt, so verhält es sich ähnlich mit dem Berufenen, der die göttliche Offenbarung empfängt. Und mögen die Weisen der Welt ihm Folge leisten oder nicht, es ist nicht zu verleugnen, dass in der Zeit, da ein Empfänger der göttlichen Offenbarung erscheint, der menschliche Verstand verfeinert und geklärt und in einem noch nie da gewesenen Ausmaß erhellt wird.
Überall macht sich unter den Menschen eine Sehnsucht nach der Wahrheit bemerkbar, und das Denkvermögen der Menschen wird durch das Unsichtbare angeregt. Derartiges Aufblitzen des Verstandes und des Eifers des Herzens ist dem segensreichen Erscheinen desjenigen zu verdanken, dem Gott Sich offenbart. Damit beginnt das Grundwasser aufzusteigen. Wann immer ihr daher sehet, daß plötzlich alle auf der Suche nach der Religion sind, und das Grundwasser in Bewegung geraten ist, dann steht auf, und seid gewahr, und wisset es für sicher, dass das himmlische Wasser irgendwo auf die Erde in großen Mengen hernieder gesandt worden ist, und die göttliche Offenbarung in Form des himmlischen Regens in das Herz eines Menschen gefallen ist.
Quelle: Der Verheißene Messiasas: Mirza Ghulam Ahmad, Die Philosophie der Lehren des Islams, Verlag Der Islam, 3. Auflage, S. 199-209